Mittwoch, 9. April 2014

Anonyme Meinungsbildung


Mein letzter Post hatte was von dem zynischen Stil von Anonymous. Er war parteiergreifend. Das ist eigentlich nicht meine Art. Doch in den letzten Wochen wurde ich so sehr von der öffentlich akzeptierten Meinung enttäuscht, dass ich einfach Stellung beziehen musste.
Inwiefern damit jemand in seiner Meinung "bekehrt" werden kann, weiß ich nicht einzuschätzen. Ich bezweifle eher, dass es überhaupt Einfluss haben kann. So faszinierende Möglichkeiten das Internet auch bietet, ein Grundproblem ist die selbstverständliche Stärkung der selektiven Wahrnehmung.

Man liest und nimmt das wahr, was in das eigene Weltbild passt, alles andere wird entweder gar nicht betrachtet oder befangen vorverurteilt. Dieser Effekt wird noch dadurch bestärkt, dass Gleich und Gleich sich gern gesellt. Neutrale Diskussionsforen gibt es kaum noch. Meist rotten sich Leute mit ähnlichen Idealen zusammen und bestärken sich nur gegenseitig in ihren Ansichten. Gedankenaustausch sieht anders aus.

Vielleicht ist das ein Problem von Anonymous. Diese Bewegung setzt sich aus einer extrem heterogenen Gruppe zusammen, deren Gemeinsamkeit die Ablehnung des aktuellen Systems ist. Diese strikte Ablehnung macht sie ideologisch angreifbar. Schließlich leben wir alle in diesem System. Die Vorstellung, in einer anderen Welt zu leben, weckt Ängste, vor allem, wenn man unreflektiert durch seinen tretmühlenartigen Alltag wandelt.

Anonymous greift es an, dieses blinde, obrigkeitshörige Duckmäusertum. Ja, dabei werden auch abstruse Ideen postuliert, die falschen Feinde angegriffen oder schlicht Verschwörungstheorien verbreitet. Aber dies ist nur ein Bruchteil der Reichweite, der eigentlichen Bedeutung dieser Gruppierung.

Das sie noch nicht im großen Stil unterwandert wurden, grenzt an ein Wunder, ist aber wohl nur eine Frage der Zeit. Wie überhaupt jeder Kampf für eine bessere Welt eine Frage der Zeit ist. Denn entweder haben wir bald keine Welt mehr, die es sich zu retten lohnt, oder uns wird die Möglichkeit genommen, uns in einer schlagkräftigen Form zu organisieren.

Macht euch nicht über das lustig, was ihr nicht versteht.
Man muss erst verstehen, bevor man sich äußert, sonst belehrt einen die Geschichte eines Besseren und man stände als Trottel da.

Wenn dann noch jemand die wahre Geschichte kennt...

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