Sonntag, 2. Dezember 2012

Werte Unser


Das Stück ist nun gut 4 Jahre alt und sprachlich vielleicht überholt, aber in seiner Aussage immer noch empfehlenswert.

Bitte seid nicht erbost, wenn ihr denkt, ich würde für jeden schreiben wollen, oder wenn ihr denkt, darüber wurde schon genug geschrieben, aber auch mir ist eine gewisse Entwicklung in der Gesellschaft aufgefallen, und dazu würde ich dann, einfach damit die Belastung des Sachverhalts schwindet, auch gern meinen Senf geben.

Unsere Werte gibs heutzutage im praktischen Clipformat oder für die treuen Oldschooler noch in “Sendungen”, alternativ auch als Bilderbuchblatt oder Reklame. Fragen, die das Leben am Kern anpacken, werden nicht mehr gestellt, man schabt mit Info-, Luxus- und Unterhaltungskonsum an der Oberfläche unserer Einzigartigkeit, verprasst Geld und Zeit, um dessen Faktoren man doch das ganze Leben scheinbar kämpft. Und während man in den hochgepriesenen Zug der Schnelllebigkeit steigt, merkt man nicht, wie das Leben einfach schneller vergeht, es an einem vorbeizieht, ohne die Momente, auf die man jeden Augenblick hofft, während man das Jetzt vergisst.

Man ist orientierungslos, spottet über Religion, Philosophie und Tiefgang, während man sich selbst nicht in seiner dunklen Ecke von Mode, Marken, Langeweile und Desinteresse erkennt. Ja, wir driften geradewegs in eine werte”lose” Gesellschaft und niemand störts. Alle, die sich daran stoßen, zum Beispiel auch die Religionen, werden einfach als altmodisch erklärt. Die neue Zeit ist angebrochen. Unsere Werte sind auf unserem Sparbuch. Aber wie vielen, die sich gut in unsere “Fast-consume-medien”geschädigte Gesellschaft eingefunden haben, kriegen frühs kein Bein aus dem Bett, weil sie kein Bock auf den Tag haben? Wie viele fühlen sich einfach nur leer und bauen Aggressionen gegen sich oder andere auf? Ein bisschen links und rechts schauen ist schon zu Orientierungszwecken angebracht, aber wer vor lauter hin- und herschauen nicht mehr vorwärts schauen kann, kommt auch nicht ans Ziel. Und das macht viele fertig, schon weil sie ihr Ziel noch gar nicht kennen. Ok, kaum jemand kann ehrlich sagen, sein Ziel wirklich zu kennen, aber jeder kann sich auf die Suche begeben.

In jeder guten Belletristik, jedem Philosophen stecken gute Gedanken oder Anstöße zum Denken, an denen man selbst mitwachsen kann, ein wenig mehr von sich selbst erkennt. Einfach weil man reflektiert. Bewusst etwas aufnimmt. Generell sollten die Menschen bewusster leben, dann würde auch ihre Schnelllebigkeit sinnvoller gestaltet werden können. Auch für Selbstverständliches dankbar sein, man darf es einfach nicht als gegeben betrachten (vielleicht eher als geborgt xD was is schon Eigentum). Wieder ein Punkt, den ich den Religionen hoch anrechne: Sie haben zugegebener Maßen im Laufe der Geschichte ihre Macht missbraucht, aber sie haben versucht, den Menschen einen Weg zu einem erfüllten Leben zu zeigen. Ein sehr tolles Zitat von … *kram*
Swami Vivekananda besagt :

“[Wir sagen], ein Mensch, der nicht an sich selber glaubt, sei Atheist. Nicht an die Herrlichkeit der eigenen Seele zu glauben, nennen wir Atheismus.”
(Gefunden in “Sofies Welt”, sehr zu empfehlen)

Alle Religionen haben einen gewissen Glauben gemein, dass einem durch intensiven Wunsch, zb. im Gebet oder Meditation, göttliche Fügung widerfährt oder sie die Gedanken “materialisieren”. Seit ich mir diese Vorstellung wieder stärker zu Herzen nahm, lief in meinem Leben auch alles besser. Seit Monaten läuft alles so optimal, dass ich nahezu nichts mehr zu Wünschen hatte. Die spürbaren Auswirkungen, anderweitig Glaubenserlebnisse genannt, haben ihre Existenz selbst bewiesen (Zufälle gibt es ja eh nicht ;) ).
Solche Erkenntnisse hatte ich, seit ich in Glauchau ohne Fernseher, Internet, noch Tageszeitungen oder Spielkonsolen zurechtkomme. Ich bin wirklich daran gewachsen, der Schnelllebigkeit den Rücken zuzukehren, aus dem Zug auszusteigen, um zu sehen, wie ruhig und angenehm die Welt doch sein kann.

Dienstag, 20. November 2012

Das Regime der Neurose

Das Zeitalter Freuds ist auch das Zeitalter der Neurosen. 
Im Wahn der Psychoanalyse findet man in jedem Probleme und Ursachen mithilfe des Zauberworts “Neurose”. So schematisch, wie man Wassertiere als Fische oder Wälder als simple Baumakkumulation (ja, ich mag das Wort) bezeichnet, findet man Gründe für Charakterschwächen oder Unsicherheiten in von verdrängten Erinnerungen geborenen Blockaden und unbewußten Störungen. 
Allerdings wird diese Schwemme an freud-/selbstgemachten Problemen mit dem Alter der Theorie immer stärker, da es inzwischen nicht mehr Randerscheinung oder Trend, sondern Tradition ist, andere zu beurteilen und, zumindest in gehobeneren Kreisen, zu hinterfragen. 
Doch das ist noch das kleine Übel. Inzwischen wird man von der Ramschinformationsschwemme mit potenziellen Neurosenkeimen geradezu bombadiert, weshalb wahrscheinlich der Bedarf an Psychologen nie abnehmen wird.

Dienstag, 13. November 2012

Misanthropie eines sozialisierten Eremiten


Die letzten Monate hatte ich bereits das drängende Empfinden, mich wieder an einen Blog zu setzen. Eine polemische Wutpredigt über die vielen falschen Dinge in dieser Welt. Ein Trauergesang ob der düsteren Zukunft dieses Planeten. Ein Wachrüttler mit offensichtlichen Einblicken, auf die sonst niemand schaut.
Aber mich bewegt zurzeit das Private, die eigene Situation. Prinzipiell hat sich da auch nichts geändert, nur einige Parameter hat es verschoben, sodass das emotional-soziale Labyrinth, in dem ich seit Jahren umherirr, etwas lichter und verständlicher wurde. Die Einsicht schlummerte bereits, doch nun steht sie geweckt und klar vor einem.
Ich konnte mich immer leicht durchs Leben treiben lassen. Es gab nur Herausforderungen, keine Probleme. Und wenn, hat man Letzteres rücksichtslos allein überwinden wollen. Die Schlussfolgerung, dass ich nie, zumindest in großen Dingen, gescheitert wäre, redete ich mir selbstgefällig ein. Das ich damit allerdings einfach einen, wenn nicht sogar den wichtigsten Bestandteil des Lebens ausblendete, war mir nie wirklich bewusst. In sozialen Belangen ruhte ich mich auf einen stabilen Freundeskreis, eine glückliche Patchwork-Familie und eine handvoll potenzieller Partner aus.
Als die Diversifikation der Bande begann, der neue Stiefvater in spe nicht mehr auf selber Wellenlänge funkte und ich vermehrt Opfer meiner Gefühle wurde, begann diese soziale Sicherheit zu bröckeln. Doch statt durch Aktivität familiäre Bruchstellen zu kitten oder konsequent auf Gedeih und Verderb meinem Herz zu folgen, ließ ich mir meine soziale Energie durch ständige Bereitschaft für den geteilten Freundeskreis entziehen. Ob ihnen meine Probleme je bewusst oder interessant waren, habe ich nie erkundet, es war mir meist mehr Last als Entlastung, derlei Dinge anzusprechen. Nicht wegen sprachlicher Barrieren, sondern aus Rücksicht, niemandem mein Päckchen aufladen zu wollen. 
So war und bin ich an Menschen gebunden, die mich ständig, aus Gewohnheit, fordern. Und nun fühle ich Argwohn bei dem Gedanken, dass sie mir nicht von selbst Gefälligkeiten anbieten. Aber wieso sollten sie auch.
Man muss einfach fordern, zugreifen, nehmen, was man will. Genauso wenig, wie einem Wachteln in den Mund spazieren, werden sich andere Menschen ungefragt mit den Nöten anderer beschäftigen. 
Leider ist das meine romantische Vorstellung menschlicher Bindung. Wer nie fordert, darf sich schlussendlich nicht wundern, dass selbst kleine Bitten Überwindung kosten und den Bittsteller in eine unangenehme Situation rücken. Obwohl man auf ein dickes soziales Haben bauen kann, fühlt man sich schuldig. Nur weil man es nicht gewohnt ist, um eine Gefälligkeit zu bitten, betrachtet man es nicht als Selbstverständlichkeit. Und dementsprechend kommt es beim Gegenüber nicht als selbstverständlich an.
Ein soziales Ungleichgewicht entsteht, welches paradoxerweise immer die Rücksichtsvollen trifft. Wer sich um die Meinung oder das Empfinden Anderer weniger schert, wird nie zum demütigen Bittsteller, bekommt aber Bitten dafür umso einfacher erfüllt. Belegt man allerdings jeden Gefallen mit dieser erdrückenden Schwere des Schuldgefühls, fällt es auch dem Gegenüber schwerer, die Bitte als die Banalität zu betrachten, die sie eigentlich darstellt. 
Wer vor lauter Rücksicht nicht mehr nach vorne schauen kann, soll sich nicht wundern, dass man die nicht mehr sieht, die unbeirrt voranschreiten.
Was ist also die Schlussfolgerung? 
Sollte man wirklich mehr an sich denken, egoistischer werden, ja quasi ein Arschloch, einfach um befreiter handeln zu können und wieder mehr Menschen zu erreichen?
Sollte man wirklich eine doch löbliche, wenn auch belastende Eigenschaft lieber begraben, bevor sie einen begräbt?
Oder sollte man sich der drohenden sozialen Isolierung einfach kampflos preisgeben und sich wieder seinem misanthropen Eremitendasein zuwenden, emotionsloser Stoa huldigend?

Freitag, 27. Januar 2012

2012

Ein Geständnis: Ich bin Apokalyptiker. Ich bin Weltuntergangsszenarien zugeneigt, wo die Welt, wie wir sie kennen, Abschied nimmt und zur faden Erinnerung wird.

Schon vor Jahren konnte man sehen, dass wir in eine turbulente Zeit gerutscht sind. Was auf der medialen Oberflächlichkeit klein gehalten wurde, brodelte unter der Oberfläche.
Demokratische Werte wurden auf den Schaumärkten, Börsen und Lotterien der Reichen ausverkauft und uns als Alternativlosigkeit dargelegt. Wir, der Souverän, vertreten durch Repräsentanten, glauben den Texten des Dauer-Rundfunks, welche von den Geldgebern geschrieben worden. So entstehen astronomische Rettungsschirme, welche nur zur Verzehrung der volkseigenen Wirtschaftskraft dienen, damit Investoren ihre Anleihe-Schäfchen ins Trockene bringen und dabei noch ordentlich Privatisierungs-Rendite einheimsen können.
In Italien und Griechenland sitzen jetzt goldene Sachsen, welche ganz Bankster-mäßig auf auffällig haltlosen Forderungen sitzen bleiben, während Deutschland Europa einen anderen selbstzerstörerischen Sparplan aufzwängen will.

Europa ist in Unruhe. Ein Symbol der Kontinuität wird durch wirre Zahlendrehereien aus seinem Takt gebracht. Es passt in ein Konzept der CIA, welches bereits 50 Jahre auf dem Buckel hat. Europa als starken Handelspartner aufbauen, welcher in der Krise leicht zu zerschlagen ist.

Amerika hat die Krise. Nach außen ein reiches Land, hat es eine erhebliche Zahl bettelarmer Menschen, geschweige denn von der Zahl, die den "American Way Of Life" nie gekreuzt haben.
Das allein der Bundesstaat Kalifornien im Verhältnis zu den einzelnen PIIGS-Staaten (tolle Abkürzung o0) bedeutend höher verschuldet ist, spricht Bände, nur niemand spricht über die USA. Es spricht auch niemand in der "deutschen Öffentlichkeit" von Kriegvorbereitungen gegen Iran und Syrien, wie sie der DailyMail (!) seit Dezember hinausposaunt. Es spricht niemand über eine Vorverlegung des ESM-Gesetzes oder das Zerbrechen des US-amerikanischen Rechtsstaates am Geist des Terrorismus. Man propagiert lieber wochenlang NS-Staatskuppeleien und bundespräsidiale Fehltritte. Wusste man alles schon ewig, aber wird herausgekramt, wenn grade nicht WM, EM, DSDS-Finale, Weihnachten, Castor-Transport oder Tankerunglück ist und man etwas zu verbergen hat.

Nun habe ich diese apokalyptische Sichtweise, dass unsere jetzige, Haben-getriebene Gesellschaft sich selbst zu Grunde richtet, immer begrüßt. Es wäre so eine einfache Lösung gewesen, wenn, nach langen Entbehrlichkeiten, sich die verbliebene Zivilisation auf ihre eigentlichen Verpflichtungen besinnt und sich nicht, vom Geld versklavt, seines Lebenssinns berauben lässt.

Nun ist für jeden etwas dabei.
Weltkrieg zwischen der "Achse des Bösen", dann aus Iran-China-Russland, und dem guten Westen.
Wasser- und Nahrungskriege in den bevölkerungsreichen Gebieten des Äquators mit anschließendem Kollaps der imperialen Handelsstrukturen, Wohlstandsgefälle und Vermögensaufbauten, Folge: Währungskollaps.
Elektromagnetische Sonnenstürme, welche das globale Kommunikations- und somit Versorgungsnetz lahmlegen, was wiederum die zivilisierten Industriestaaten ins Barbarentum befördert.
Polsprung in Folge der geradlinigen Anordnung der Planeten unseres Sternensystems während gleichzeitiger Verortung im "Mittelpunkt" des Universums.
Ausbruch des Yellow-Stone-Vulkans und Wiederholung post-prähistorischer Lebensbedingungen.
Alien-Invasion oder -Heimholung.
Jeder könnte darauf hoffen, dass irgendwie die Welt zugrunde geht.

Nun ist es Mainstream.
Es gibt Bücher, Lieder, Filme. Es gibt Fernsehwerbung, Umfragen und Dokumentationen. Es gibt bereits Postwurfsendungen, welche sich mit 2012 befassen.

Ist dieser Hype um 2012 nur eine logische Schlussfolgerung auf die vergangenen Ereignisse und die kalkulierbare Zukunft? Ist dieser Hype ein großer Kettenjoke, so wie sich Chuck-Norris- und Deine-Mudda-Witze über das Internet verbreitet haben?
Oder ist dieser Hype bewusste Beeinflussung zur Programmierung eines gesellschaftlichen Selbstzerstörungsmechanismus´?

Der wirklich menschliche Weg aus der Misere lässt sich nur abseits eingetretener kapitalistisch-kommunistischer-Pfade  finden, auf dass der Mensch bewusster lebt.

Nur wer will schon bewusster leben, auf dass ihm die Misere ersichtlich wird?