Donnerstag, 17. März 2016

Too Big (To) Fail

Die vergangene Woche muss sich das Kapital die Hände gerieben haben.



Dass die AfD bei den Landtagswahlen so gut abgeschnitten hat, ist da nur ein Aspekt. Dass ein Volk sich freiwillig durch Rechte selbst entrechtet, ist leider inzwischen ein Treppenwitz der Geschichte. Wer genauer in das Wahlprogramm dieser Partei sieht, liest zwischen den Zeilen unkonkreter Sozialromantik eine neoliberale Agenda: Privatisierung von Krankenhäusern und Arbeitslosenversicherung, Senkung der Steuern für Vielverdiener, Beseitigung von „Wettbewerbshemmnissen“ wie dem Mindestlohn.
Zwar steht der Bundesparteitag noch aus, insofern ist dieses Programm nur bedingt valide, wenn man allerdings den Kader der AfD sowie deren Parteispender betrachtet, kommen starke Zweifel auf, dass diese Partei „Politik fürs Volk“ machen will.



Das weitaus krassere Ereignis ist allerdings die Leitzinssenkung der EZB auf 0%. Das passierte am Donnerstag und war bereits am Freitag nicht mehr in den Nachrichten zu hören. Ein Leitzins von 0% bedeutet allerdings, dass sich Banken nun Geld leihen können, ohne Zinsen dafür bezahlen zu müssen. Richtig, dann spricht man eigentlich nicht mehr von Leihen, sondern von Verschenken!
Im Zuge der Bankenkrise, die inzwischen zur Schuldenkrise umbenannt wurde, haben sich also Banken mit ihrer Zockerei selbst in den Ruin getrieben (nachdem sie jahrelang unvorstellbare Gewinne erwirtschaftet haben). Diese Unsicherheiten haben zu einer Rezession geführt, deren Auswirkungen noch heute sichtbar sind. Als Konsequenz daraus hat man die Banken mit Steuergeldern gerettet, da ein Konkurs bestimmter Banken angeblich zu noch größeren Verwerfungen auf den Märkten geführt hätte. Statt also das reinigende Gewitter durchzustehen, hat man die Lösung des Problems in die Zukunft geschoben. Allerdings kam es bis heute zu keiner konsequenten Regulierung der Banken, inzwischen wird sogar wieder mehr gezockt als noch vor 2008. Also statt die Banken zu bestrafen, hat man sie sogar belohnt. Man hat sie kaum eingeschränkt, schüttet sie allerdings mit Geld voll, in der Hoffnung, dass dieses Geld irgendwann in der Wirtschaft, wohlgemerkt verzinst, ankommt.
Diese Hoffnung hat sich leider nicht bewahrheitet, denn egal wie niedrig die Leitzinsen waren, es kam nicht mehr Geld in Umlauf. Hier kann man gern auf Einsteins Definition von Wahnsinn verweisen. Jedenfalls wird nun einfach noch mehr Geld für Spekulation verwendet. Das ist auch schön an der Entwicklung der Börsenwerte zu sehen, welche sich seit Jahren gänzlich von den realwirtschaftlichen Entwicklungen entkoppelt haben.



Dass diese außerpolitische Entwicklung, welche Auswirkungen für uns alle hat, nicht ausführlich von den Medien begleitet wird, macht skeptisch. Dass das Thema zu sperrig ist, kann ich mir nicht vorstellen.
Was allerdings noch skandalöser ist: Die EZB möchte wohl ihr Mandat nun gänzlich überschreiten und auch Unternehmensanleihen im Falle einer Krise aufkaufen. Wenn nun also ein Konzern in finanzielle Schwierigkeiten kommen würde, spränge die Europäische Zentralbank höchst selbst ein. Jeder Mittelständler, der bei Misserfolg seine Existenz verliert, müsste heulen vor Wut, wenn er so was hört. Aber er wird wohl nicht davon hören.



Natürlich ist Schwarz-Weiß-Denke recht billig und wie man an den derzeitigen Diskussionen um die Flüchtlingsproblematik merkt, sehr gefährlich. Allerdings sollte langsam den Menschen wieder bewusst werden, dass der ursprüngliche Klassenkampf-Gedanke von Arm gegen Reich heute hundert mal extremer ist als noch zu Zeiten von Marx.
Selbst Warren Buffett hat eingestanden, dass der große Kampf unserer Tage kein Religions- oder Kulturkampf ist, sondern der Krieg zwischen Arm und Reich. Jean Ziegler sagt, wenn TTIP durchkommt, werden die Reichen eine unglaublich wichtige Schlacht gewinnen.
Diese Woche wurde auch wieder eine solche Schlacht geschlagen. Nur hat das niemand mitbekommen...

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