Dienstag, 16. Juni 2015

Das unsoziale Netzwerk

In den letzten Tagen ist mir vermehrt aufgefallen, dass die Likes und Posts weniger Dutzend Menschen meinen Zeitstrahl bei Facebook dominieren. Wenn man allerdings bedenkt, dass das soziale Netzwerk potenziell aus Hunderten von Bekanntschaften und Seitensympathien schöpfen könnte, macht einen das stutzig.
Natürlich gibt es viele Karteileichen, und mindestens genausoviele Leute, mit denen der facebook´sche Algorithmus keine Gemeinsamkeiten feststellen kann und sie darum ausblendet. Allerdings gibt es auch viele Personen, die einem ständig über den Zeitstrahl wandern, ohne dass man groß Kontakt pflegt. Da stellt sich dann die Frage, ob der Algorithmus mehr über die Beziehung zu dieser Person weiß, als man selbst einschätzen würde, oder ob diese Person einfach so unglaublich viel auf Facebook interagiert, dass man es quasi nicht übersehen kann.
Folgt man letzterer Begründung, kann dies zu einem traurigen Schluss führen: Immer mehr Menschen nehmen auf Facebook, DEM Zeitfresser unserer Generation, gerade die Leute vermehrt wahr, die so wenig mit sich anzufangen wissen, dass sie ihre kostbare Zeit auf dieser Plattform verbringen. Menschen, die dagegen ihre Zeit mit richtigen Hobbies füllen, etwas erleben oder einfach nur dieser Maschine fernbleiben, rücken somit immer weiter aus dem Bewusstsein des Facebook-Geschädigten heraus.
Versteht mich nicht falsch, ich sehe mich selbst als Facebook-Geschädigten, auch wenn ich den Vorwand vor mir hertrage, dies aus politischer Motivation zu tun.
Dennoch sollte man mal darüber nachdenken, was mit den Facebooklosen ist. Werden sie noch zum Klassentreffen eingeladen? Oder hat man inzwischen vergessen, dass diejenige Person auch Jahre der Schulzeit mit einem geteilt hat?
Wie verändert Facebook die Wahrnehmung unseres sozialen Umfeldes? Nicht nur bzgl. des ständigen Vergleichens mit den perfekten digitalen Leben der Anderen. Rücken nicht die wirklich interessanten Personen, die sich gar keine Zeit für Facebook nehmen wollen, immer weiter in den Hintergrund? Isoliert uns Facebook nicht vom wirklichen Leben?

Kramt mal alte Nummern oder Adressen von Facebook-Abstinenzlern aus und trefft euch, während man mindestens einen Tag auf Facebook verzichtet.
Wird man der Versuchung standhalten können, mal 24 Stunden nicht zu wissen, was im virtuellen Freundeskreis passiert ist? Wie ist es, mit einer Person Zeit zu verbringen, die zumindest in der Theorie bedeutend mehr im Hier und Jetzt lebt als der durchschnittliche Social-Media-User?

Vielleicht hilft es, sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren.. konzentrieren zu können!

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